Die wichtigsten Werke von Rudolf Maison in Text und Bild
1870er
Die künstlerischen Anfänge sind lediglich durch einige Zeichnungen dokumentiert, plastische Arbeiten aus dieser Zeit sind nicht bekannt.
1880er
Dieser Zeitabschnitt der künstlerischen Orientierung ist geprägt von einem sehr heterogenen Werk. Von Anfang an aber erklärte er die Natur zu seinem einzigen Vorbild.
Der erste, größere Auftrag, datiert Anfang der 1880er Jahre. Es handelte sich um den – allerdings nur temporäre – Figurenschmuck für das Max-Joseph-Denkmal in München.
Ansonsten entstanden eine Reihe vielfiguriger, expressiv-dynamischer Kompositionen, in denen er bis an die Grenzen der Möglichkeiten plastischer Darstellung ging. Unverkennbar manifestiert sich darin der Einfluss der Malerei, ebenso in den früh unternommenen, experimentellen Fassungsversuchen, für die er zunächst die gleichen Pigmente und Techniken anwandte. Bei der Themenauswahl lassen sich keine bestimmten Präferenzen erkennen. Offenbar empfand er Alltägliches, ob genrehaft banal oder bedeutsam, nicht minder inspirierend als historische, mythologische oder biblische Stoffe. So entstanden innerhalb weniger Jahre Arbeiten unterschiedlichsten Inhalts: Ermordung Cäsars, Stiergefecht, Brunhilde, Streik oder auch Verschüttet – in letzteren behandelte er sozialkritische Themen, die bisher fast ausschließlich in der Malerei verarbeitet wurden.
1882
Begründung seiner Ausstellungsteilnahmen mit der Nürnberger Landes-, Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung. Sogleich wurden die polychromierten Münchner Typen (Zeitungsfrau & Trinker), kleine, dem Alltag entnommene Genrefiguren, mit einer Medaille ausgezeichnet.
1883
Im Alter von 29 Jahren fertigte er den einzigen für seinen Geburtsort, den heutigen Regensburger Stadtteil Steinweg, bekannten Auftrag, ein Relief mit der hl. Anna, Maria das Lesen lehrend, im damals neu erbauten Schulhaus.
1883/84
Ausführung des Famabrunnens vor Schloss Herrenchiemsee auf königlichen Auftrag.
1885
Erstmalig und mit großem Medienecho präsentierte sich Maison mit der kolossalen, fast 4 Meter hohen und fast 1.000 kg schweren Gipsgruppe Kreuzerhöhung der breiten Öffentlichkeit im Odeon in München. Danach wurde das Ensemble auch in Wien und Dresden gezeigt.
1889
Es entsteht wohl eine der beliebtesten Figuren Maisons: Der Augur. Grund für die große Beliebtheit war sicherlich die humoristische Charakterisierung. Von ihm entstehen in der Folgezeit unzählige Nachbildungen aus unterschiedlichen Materialien und in verschiedenen Fassungen.
1890
Den Auftrag für den Centaurenbrunnen auf dem Bahnhofsvorplatz in Fürth erhielt Maison im Nachgang seiner ersten Konkurrenzbeteiligung um das Ludwigseisenbahndenkmal in Nürnberg 1887. Obwohl sein Ludwigsbahn-Entwurf als die beste bildhauerische Leistung anerkannt worden war, kam er nicht zur Ausführung.
In das Jahr datiert auch das einzig bekannte monumentale Holzwerk, die Bugfigur „Triton und Knabe“. Die vergoldete Galionsfigur zierte den Raddampfer „Luitpold“ auf dem Starnberger See.
1890er
Eines der auffallendsten Motive und eines der wenigen erhaltenen, polychromierten ist die Gruppe Neger von einem Leoparden angefallen, welche den zu dieser Zeit von Maison neu erschlossenen Themenbereich im Zusammenhang der Kolonialisierung Afrikas veranschaulicht. Dieser wird mit weiteren Charakteristika kombiniert: Polychromie, gewagte Statik, Überraschungsmoment, Naturalismus, Momentaufnahme.
1891
Aufstellung der Wehrkraft zu Lande und zu Wasser auf dem Südostturm des Berliner Reichstages.
Die Wehrkraft zu Lande und zu Wasser erreichen immer wieder und auf sehr unterschiedliche Weise eine große Öffentlichkeit . So auf einem der berühmtesten Fotos des 20. Jahrhunderts: „Auf dem Berliner Reichstag, 2. Mai 1945“ (Fotograf: Jewgeni Chaldej, Link zu Wikipedia) wurden sie ebenso verewigt wie auf einer Briefmarke in Aserbaidschan (2010, Kh. Mirzoyev/Azermarka).
1892
Entstehung der Gruppe Eselreiter, die Maison 1894 auf der Großen Berliner Kunstausstellung und 1893 auf der Weltausstellung in Chicago präsentierte. Die dort ausgestellte polychromierte Gipsgruppe ist noch heute in den USA erhalten.
1892–1894
Wohl eines der berühmtesten Werke Maisons waren die beiden Reiterfiguren, Herolde, die ehemals als Pendant zu Reinhold Begas Germaniagruppe die Ostfassade des Berliner Reichstages zierten. Zusammen mit dem Sockel erreichten sie die beeindruckende Höhe von circa acht Metern und wurden im Nachgang des Zweiten Weltkrieges von Buntmetalldieben demontiert.
1897
Maison schuf für den neu errichteten Justizpalast von Friedrich von Thiersch in München die Attikafiguren Hinterlist und Frömmigkeit.
Die Figur des Siegfried ist die wohl bekannteste, am häufigsten in Edelmetall reproduzierte und auch meistausgestellte kleinplastische Arbeit Maisons. Dabei war die Gestalt ursprünglich nicht als Einzelfigur konzipiert, sondern als Teil eines größeren Ganzen: Sie entstammt dem Entwurf zum Aachener Kaiser-Wilhelm-Denkmal.
1898/99
Anfertigung der Kolossalstatue des Kaisers Otto I. für die Kaisergalerie in der Wandelhalle im Berliner Reichstag.
1899
Aufstellung des Teichmannbrunnens auf dem Domshof in Bremen. Im Wettbewerb um den Brunnen siegte Maisons Entwurf „Phantasie“ über mehr als 100 Konkurrenten.
1900
Mit seiner individuellen Interpretation des nordisch-germanischen Göttervaters Wotan schuf Maison ein Spätwerk von nachhaltig beeindruckender Wirkung, das er nach der innerfamiliären Überlieferung auch selbst besonders schätzte.
1902
Der Fliehende Germane ist nicht nur eine der bekanntesten und in diversen Größen- und Materialvarianten am häufigsten reproduzierten, sondern auch die mit am positivsten bewertete kleinplastische Arbeit Maisons. Insbesondere die mit Finesse bis ins letzte Detail ausgeführte Charakterisierung des Tieres ist als überaus gelungen zu bezeichnen – nicht ohne Grund galt es als eine der besten Pferdefiguren, die der Künstler jemals modelliert hat.
um 1902
Erika Dichtl, München, berichtet von einer weiteren Arbeit Maisons an nicht unbedeutendem Ort, zu sehen an der Südfassade des Neuen Rathauses. Der bayerische Herzog Ernst (1397 – 1438) eröffnet an der Südwestecke im ersten Obergeschoß die Reihe der bayerischen Herrscher-Galerie des neugotischen Hauberrisser-Baus auf dem Marienplatz.
1903/04
Auf persönlichen Auftrag der kaiserlichen Witwe Victoria führte Maison das Kaiser-Friedrich-III.-Denkmal vor dem heutigen Bodemuseum in Berlin aus. 1951 wurde es demontiert, eingeschmolzen und zu einem neuen Kunstwerk im Geschmack der Zeit geformt.
Im selben Zeitraum schuf er die Ritter vor dem Westportal des Bremer Rathauses, sein letztes Monumentalwerk. Sie fielen als Metallspende dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.
1904
Maisons allerletztes Werk vor seinem Tod war der Entwurf Glaube für das Grabmal des jung verstorbenen Albert Fuchs auf dem Hauptfriedhof in Heilbronn. Bezeichnend ist daher auch die Aufstellung der Skizze inmitten der Trauerkränze anlässlich seines Todes.
Mit diesem nicht völlig vollendeten Standbild ist M.s ganze vielseitige Tätigkeit charakteristisch abgeschlossen, deren Programm dahin lautete: „Die Wahrheit steht mir am höchsten, nicht die nackte und gesuchte, sondern die vornehm geschaute Wahrheit.
(Hyacinth Holland, Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, in: Anton Bettelheim (Hrsg.), IX. Band vom 1. Januar bis 31. Dezember 1904, Berling 1906, S. 193 – 198, S. 198)
Bildnachweise
Museen der Stadt Regensburg, Foto: Michael Preischl
Famabrunnen Herrenchiemsee: Museen der Stadt Regensburg, Foto: Sabine Tausch
Kreuzerhöhung, Ritter Reichstag, Ritter Bremen, Entwurf Glaube: Privatbesitz,
Repro: Museen der Stadt Regensburg, Michael Preischl
Wehrkräfte: Museen der Stadt Regensburg, Foto: Karin Geiger / Sabine Tausch
Glaube Heilbronn: Aufnahme: Stadtarchiv Heilbronn / B. Kimmerle